Endlich sind die Brennnesseltriebe wieder groß genug, um ihre Blätter zu ernten und so richtig in das neue Kräutererntejahr zu starten. Die große Brennnesel ist eine ausdauernde krautige Pflanze mit einem großflächigem unterirdischen Wurzelsystem. Sie erreichen je nach Art, Standort und Nährstoffsituation Wuchshöhen von 50 bis 300 Zentimetern. Ihren Namen verdankt sie den ameisensäurehaltigen Brennnhaaren, die bei Berührung brechen und auf der Haut schmerzhafte Quaddeln hinterlassen.

Unser Tipp:

Streiche die Pflanzen von unten nach oben, um die Brennhaare abzubrechen damit sie nicht mehr brennen können.

Als Kulturfolger zeigt sie an ihrem Standort stickstoffreichen Boden an. Selbst sehr stickstoffhaltig, ist die Brennnessel hervorragend zur Herstellung von biologischem Dünger geeignet – zum Beispiel als Pflanzenjauche. Wertvoll für die Tierwelt macht sie, dass sie für die Raupen von rund 50 Schmetterlingsarten eine wichtige Futterpflanze und Ei-Ablage-Ort ist.

Eine Heilpflanze, die es in sich hat

Die Brennnessel ist so gut für unsere Gesundheit, da sie so viele wichtige Inhaltsstoffe enthält, wie zum Beispiel Eisen, Kalzium, Kalium, viel Vitamin C, Flavonoide und andere Antioxidantien.
Sie wirken blutreinigend, blutbildend, entzündungshemmend, harntreibend und entschlackend.

Brennnesseltee

Vor allem die harntreibende und entzündungshemmende Wirkung der Brennnessel kommt beim Brennnesseltee zum tragen. Diese wird durch die enthaltenen Flavonoide und Kalium hervor gerufen. Dies hilft vor allem bei beginnenden Blasenentzündungen die Erreger aus zu spülen oder Wassereinlagerungen ab zu leiten oder gar vorzubeugen. Außerdem wird dem Tee eine entschlackende und anregende Wirkung nachgesagt. Er soll den Stoffwechsel anregen und bei der Entgiftung von Leber helfen. Die Wirkung von Entschlackungs- oder Entgiftungs(Detox)kuren sind nicht ausreichend wissenschaftlich belegt und sollten daher möglichst mit einer Ärztin oder einem Arzt abgesprochen werden.
Zu dem sollte Brennnesseltee nur als unterstützendes Heilmittel und für eine begrenzte Zeit getrunken werden. Als Empfehlung gilt: höchstens drei Tassen Tee am Tag für 3 bis max. 6 Wochen. Und damit die harntreibende Wirkung nicht zu Austrocknung führt, sollte zusätzlich Wasser getrunken werden.

Brennnessel-Teezubereitung:

Für eine Tasse Tee einen Teelöffel getrocknete oder 3 TL frische Blätter mit heißem Wasser übergiessen und 10 Minuten ziehen lassen. Wem der reine Brennnesselgeschmack nicht zusagt kann diesen durch die Zugabe von Melissen- oder Salbeiblättern im Verhältnis 3:1 (3 Teile Brennnesselblätter : 1 Teil Melisse- oder Salbeiblätter) „verbessern“. Weitere Verarbeitungsformen zur Unterstützung von Heilprozessen sind u.a. Tinkturen, Öl- und Essigausüge, Umschläge und Packungen.

Die Brennnessel eignet sich hervorragend für eine gesunde Ernährung. Sie enthält viele für unseren Muskelaufbau wichtige essentielle und semi-essentielle Aminosäuren. Die Vitamine A, B und C wirken sich positiv auf unsere Haut, Nerven sowie unser Immunsystem aus. Außerdem hat die Brennnessel den höchsten Chlorophyllgehalt aller Wildpflanzen, enthält sechsmal so viel Calcium wie Mangold, doppelt so viel Eisen wie Spinat, doppelt so viel Magnesium wie Grünkohl und doppelt so viel Kalium wie Chinakohl oder Kopfsalat. Es gibt also zahlreiche Gründe, diese Pflanze häufiger auf den Speiseplan zu setzen. Auch der Eiweißgehalt der frischen Brennnessel ist für eine Pflanze sehr hoch. Im September sind die Samen eine gute Quelle für Omega 3 Fettsäuren. Ein Esslöffel der Brennnesselsamen versorgt dich bereits mit deinem Tagesbedarf an Omega-3-Fettsäuren.
Junge Blätter lassen sich bereits ab März ernten.

Brennnessel-Smoothie

Zutaten:

– 1 reife Banane
– 1 Handvoll Brennnessel
– 1/4 Liter Wasser, Buttermilch oder Fruchtsaft
– 1 EL hochwertiges Öl (für die bessere Aufnahme der Nährstoffe)

– Eiswürfel optional

Zubereitung:
Alle Zutaten in einen Mixer geben oder mit einem Pürierstab fein pürieren. In ein Glas geben und sofort genießen.

Die Best-Aging-Vitamine A, C und E machen die Brennnessel ebenso zu einer wichtigen Rohstofflieferantin für Naturkosmetik. Die enthaltenen Antioxydantien beugen der Hautalterung vor und sorgen für die Zellerneuerung der Haut. Auch die Kieselsäure (Silicium) ist in der grünen Wunderpflanze in hohem Maß vorhanden und trägt innerlich und äußerlich zu einer intakten Haut und gesundem Haar bei.

Die wertvollen Wirkstoffe der Brennnessel kannst du dir u.a. in einem Ölauszug nutzbar machen und ihn als Basis für deine Naturkosmetik nutzen.

Zutaten:
– 1 Handvoll frische Brennnesselblätter
– 250 ml Pflanzenöl ( zB. Olivenöl, Mandelöl)

Zubereitung:
Die Brennnesselblätter klein schneiden oder hacken und in ein verschließbares Glas geben.
Das Öl ebenfalls in das Glas gießen – die Blätter sollten vollständig vom Öl bedeckt sein. Das Glas luftdicht verschließen und für 4 Wochen an einen hellen Ort stellen. Hin und wieder schütteln, damit sich die Wirkstoffe gleichmäßig im Öl verteilen. Nach 4 Wochen das Öl abseihen und in eine saubere Schraubflasche oder sauberes Schraubglas füllen. Lichtgeschützt und kühl aufbewahrt ist das Wirkstofföl 6 Monate verwendbar.

Anwendung:
Das Wirkstofföl ist eine Basiskomponente für Seifen, Packungen, Body-Scrubs und es ist pur als Haarkur verwendbar.

Haltbarkeit:
An einem kühlen, lichtgeschützten Ort (z. B. In einer dunklen Glasflasche) ist es etwa 6 Monate haltbar.

Selbstgemachtes Schrubbelsalz (schrubben = engl. scrub) mit Brennnel-Wirkstofföl reinigt porentief und vitalisiert die Haut, macht sie zart, geschmeidig und pflegt sie zusätzlich Dank des enthaltenen Öls.
Bei regelmäßiger Anwendung zeigt sich eine deutliche Verbesserung des Hautbildes.  Die Nutzung ist besonders empfehlenswert in Zeiten hormoneller Umstellungen – von der Pubertät bis in die Wechseljahre.

Zutaten:
50 g mittel grobes Speisesalz
1 EL Brennnessel-Wirkstofföl
optional: 5- 10 Tropfen äth. Öl als Duft (zB. Lemongras, Zitrone)

Zubereitung:
Salz und Brennnessel- Wirkstofföl in einem Mörser gut vermengen und das Salz dabei etwas zerkleinern.
Bei Bedarf ätherisches Öl dazu geben. Die fertige Scrub-Masse in saubere verschließbare Gläser füllen.

Anwendung:

Der Scrub sollte 1-mal pro Woche gründlich in die Haut einmassiert und anschließend mit klarem Wasser abgespült werden.

Haltbarkeit:
An einem kühlen, lichtgeschützten Ort ist es etwa 3 Monate haltbar.

Der Blogbeitrag stammt von Katalin Németh, Kräuterpädagogin und Co-Leiterin unserer Kräuterwochenenden und Kräuterpädagogik-Ausbildung.

Fotos: Katalin Németh und Canva.